Schluss mit Dolce Vita

Schluss mit Dolce Vita

Vor über 200 Jahren war Zucker ein Luxusgut. Inzwischen haben wir zu viel davon, in vielen Lebensmitteln. Jahrhundertelang wurde bei uns Zucker aus Zuckerrohr gewonnen. Das Rohr stammt von den pazifischen Inseln, wo es vor 10.000 Jahren die Melanesier als Proviant auf ihre Schiffsfahrten mitgenommen haben. Im Laufe der Jahrtausende gelangte Zuckerrohr nach Indien und Persien und erreichte um 650 v.Chr. den Mittelmeerraum. Von dort brachten die mittelalterlichen Kreuzritter den Rohrzucker als Kostbarkeit nach Europa mit.

Siegeszug der Runkelrübe

Das weiße Gold blieb teuer und exklusiv, bis ein gewisser Andreas Sigismund Marggraf, deutscher Chemiker und Apotheker, im Jahre 1747 herausfand, dass unsere gemeine Runkelrübe Zucker enthält. 1801 entstand in Schlesien die erste Fabrik zur Gewinnung von Rübenzucker, bald darauf ließ Napoleon im großen Stil Zuckerrübenfabriken bauen. Um 1850 wurden bereits 50 Prozent des deutschen Zuckerverbrauchs durch Rübenzucker gedeckt. Von nun an war Zucker auch für die unteren Schichten erschwinglich.

Der Zuckerverbrauch stieg von jetzt an stetig nach oben. Während die Deutschen Mitte des 19. Jahrhunderts pro Jahr und pro Kopf nur etwa sechs Kilogramm Zucker schleckten, kommen wir heute auf Durchschnittswerte von strammen 34 Kilo. Und das ist schlichtweg zu viel, sagt auch die Weltgesundheitsorganisation. Sie empfiehlt in ihren Leitlinien, dass weniger als fünf Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Zucker bestehen sollte. Umgerechnet sind das etwa 25 Gramm Zucker, das entspricht sechs Teelöffeln.

Versteckt im Krautsalat

Ja, locker, da liege ich drunter. Meinen Sie? Ganz bestimmt nicht. Denn es zählen nicht die paar Löffelchen im Kaffee oder Tee, sondern der ganze versteckte Zucker gilt auch. Und der befindet sich dort, wo wir ihn oft gar nicht vermuten, nämlich in Wurst, Brot, Chips, Müsli, Gewürzgurken, Herings- und Krautsalat oder Säften und vielen Fertigprodukten. Und natürlich in allem, was süß schmeckt. Die Bilanz ersparen wir Ihnen nicht: Ein Becher Fruchtjoghurt schlägt bereits mit satten 25 Gramm zu Buche (also die komplette Tagesration), ein großes Glas Cola enthält mehr als 30 Gramm Zucker, ein Esslöffel Ketchup kommt auf etwa einen Teelöffel Zuckergehalt.

Vier Wochen ohne

Ein Leben ohne Zucker ist möglich, ein junger Niederländer hat das mal einen Monat lang getestet und auf Zucker, Alkohol und Junk Food verzichtet. Diese Zeit war nicht ganz einfach, weil er merkte, dass eigentlich alle seine Lieblingslebensmittel Zucker enthalten. Nach der „Kur“ stellte der junge Mann aber Erstaunliches fest: Nicht nur, dass er sich spürbar besser fühlte, auch die Ärzte attestierten ihm deutlich bessere körperliche Werte. Es geht also auch ohne Zucker.