Die häufigsten Fragen zum Grauen Star beantwortet Prof. Dr. Philipp Jacobi, Augenarzt und Augenchirurg an der Kölner Augenklinik Veni Vidi.
Wie macht sich der Graue Star bemerkbar?
Prof. Jacobi: „Es ist ein langsamer Prozess, der mit verschwommenem Sehen beginnt.“
Können Augentropfen die Krankheit aufhalten?
Prof. Jacobi: „Nein, Augentropfen zur Heilung des Grauen Star gehören in den Bereich der Scharlatanerie. Bei einer Katarakt hilft nur die Operation.“
Wie haltbar ist die künstliche Linse?
Prof. Jacobi: „Es gibt heute unterschiedliche Arten von Linsen, da sollte man sich von seinem Augenarzt ausführlich beraten lassen. Alle Linsen werden vom Körper anstandslos akzeptiert und können in der Regel lebenslänglich im Auge bleiben.“
Wer kriegt Grauen Star?
Prof. Jacobi: „Grauer Star ist in erster Linie eine Alterserscheinung, die aber zur Erblindung führen kann. Weitere Ursachen können Verletzungen, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, UV-Einstrahlung im Gebirge und Vererbung sein.“
Kann der Graue Star wiederkehren?
Prof. Jacobi: „Wenn die natürliche Augenlinse entfernt ist, kann der Graue Star nicht wieder auftreten. Allerdings kann sich die Linsenkapsel nach Monaten oder Jahren eintrüben. Dieser sogenannte „Nachstar“ wird dann ambulant durch einen kleinen Lasereingriff korrigiert.“
Wie ist das mit Kindern und Grauem Star?
Prof. Jacobi: „Es gibt Kinder, die kommen mit dem Grauen Star auf die Welt, andere kriegen ihn erst im Laufe der Kinder- und Jugendjahre. Obwohl die Katarakt bei Kindern sehr selten ist, sollte man unbedingt alle Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen der Augen wahrnehmen – nur so kann die Krankheit früh entdeckt werden.“
Warum müssen Sehdefizite bei Kindern sofort behandelt werden?
Prof. Jacobi: „Das räumliche Sehen und die Entwicklung des Gehirns hängen eng zusammen, rechtzeitige Behandlungen verhindern Fehlentwicklungen.“
Glas im Auge stört nicht
Während des Zweiten Weltkrieges stellten Augenärzte bei Piloten mit Augenverletzungen fest, dass die Splitter zerschossener Cockpit-Scheiben im Auge gut verträglich zu sein schienen. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde gut zehn Jahre später die erste künstliche Linse aus Plexiglas entwickelt. 1997 gab es die ersten faltbaren Multifokallinsen, die nicht nur das Sehen wieder ermöglichen, sondern gleichzeitig die Brille ersetzen. 1999 setzte der Kölner Professor Philipp Jacobi als einer der ersten weltweit erstmals Multifokallinsen bei Kleinkindern ein. Die künstlichen Linsen können lebenslang im Auge bleiben.
Auf dem Foto sieht man, wie durch einen kleinen Schnitt in die Hornhaut die Geräte eingeführt werden, mit denen die getrübte Linse zerstäubt und abgesaugt wird.
Fotografiert hat Rolf Vennenbernd